Mein Erfahrungsbericht:
30 Tage Meditations-Challenge

Eine innere Reise in Tagebuch-Einträgen.

Meditations-Challenge
Foto: Grit Siwonia, © Vanessa Randau

Im Januar habe ich zur Blogparade „Meine Challenge 2024“ aufgerufen. Dabei geht es darum sich 30 Tage lang einer persönlichen Herausforderung zu widmen, die einen wachsen lässt, vielleicht sogar über sich hinaus, um anschließend einen Erfahrungsbericht darüber zu schreiben. Ich bin dabei meinem Versprechen an mich selbst nachgekommen mich mit mir zu verbinden und habe dafür 30 Tage lang meditiert. Ich wollte ausprobieren, welche Wirkung die tägliche Meditations-Praxis auf meinen Geist und meinen Körper hat. Täglich habe ich meine Erfahrungen in ein Tagebuch geschrieben. Ich kann jetzt schon verraten, dass es ein superspannendes Experiment war, mit einigen Erkenntnissen und vor allem einer Menge Fragen. Lies selbst, was ich bei meiner 30 Tage Meditations-Challenge alles erlebt habe!

Tag 0: Nachdem meine Ankündigung veröffentlicht ist, dass ich eine 30-Tages-Meditations-Challenge machen möchte, fühle ich mich überraschenderweise gestresst und im Widerstand. „Oh Gott,“ denke ich, „jetzt muss ich das wirklich durchziehen! Was hab ich mir da nur wieder eingebrockt. Vielleicht krieg ich das gar nicht hin. Und dann bekommen das über den Blog auch noch so viele Menschen mit, wenn ich scheitere…“ 

Interessante Reaktion, denn eigentlich könnte ich mich ja darüber freuen, dass ich endlich Nägel mit Köpfen mache und mir täglich etwas Gutes gönne. Schließlich habe ich schon viel über die positive Wirkung der Meditation gehört und gelesen. Sie soll eine Form des Gewahrseins sein. Man kann damit bestenfalls eine andere Dimension der Gesundheit und des Wohlbefindens erreichen. Klingt doch prima! Also erstmal ruhig bleiben und für die nächsten vier Wochen einen Kalendereintrag machen, damit ich überhaupt jeden Tag an die Challenge denke. Und morgen suche ich mir alle Utensilien dazu raus, die ich brauche. Meditationskissen, Yogamatte und so weiter. Ich bin etwas aufgeregt!

Woche 1: Meditation mit Spinat zwischen den Zähnen

Tag 1: Vor ein paar Tagen hat eine Freundin eine geführte Meditation von Mady Morrison mit mir geteilt. Dafür entscheide ich mich zum Start meiner Challenge. Vorher ziehe ich noch gemütliche Klamotten an. Der Muskelkater von meinem Reitausflug am Tag zuvor lässt mich allerdings kaum sitzen. Und als ich ruhig ein- und ausatmen soll, kriege ich einen Gähnflash. Es hört gar nicht mehr auf, ich gähne unaufhörlich. So soll das bestimmt nicht sein, aber ich kann es einfach nicht unterdrücken. Wann kommt die erwartete Ruhe?

Und darf man sich eigentlich während der Meditation an der Nase kratzen? Oder soll ich das Jucken einfach nur wahrnehmen, genau wie den Spinat, den ich zwischen meinen Zähnen bemerke? Mady Morrison instruiert mit ruhiger Stimme, ich solle einfach alles so akzeptieren, wie es ist. Na gut, dann meditiere ich halt mit Spinat zwischen den Zähnen. Sei es drum. Trotz all der kleinen Störfaktoren fühle ich mich danach leicht entspannter.

Tag 2: Muss man eigentlich aufräumen, bevor man meditiert? Ich beschließe, das Chaos um mich herum so zu lassen wie es ist, weil ich gehört habe, dass man überall und in jeder Situation meditieren können sollte.

Bevor ich mit der heutigen Meditations-Einheit gestartet war, hatte ich mich durch gefühlt hunderte Wohnungen geklickt, um für unsere Workation im Frühling eine passende Bleibe zu finden. Nun schwirrt mir der Kopf von all den weggeklickten Bildern. Außerdem ist es schon spät. Die Meditation fällt mir entsprechend schwer. Mein Kopf rast und ich habe erneut einen Gähnflash. Als ich endlich ruhig werde, bin ich schon am Ende der Meditationszeit angelangt. Als ich die Augen langsam öffne, sehe ich Chaos. Ach, hätte ich doch aufgeräumt!

Tag 3: Heute mache ich einen Bodyscan mit Koala Mind. Dabei lenkt man die innere Aufmerksamkeit einmal in jeden Teil seines Körpers, eine Wahrnehmungsübung also. Ich persönlich finde die Stimme der Sprecherin total angenehm, aber ein enger Freund von mir meinte, er sei komplett raus, wenn jemand so säusele. Das ist dann wohl Geschmackssache.

Nachdem ich die letzten beiden Tage aufrecht gesessen habe, darf ich heute mal liegen. Herrlich. Allein die tiefen drei Atemzüge am Anfang entspannen mich schon. Ich mag den Bodyscan, bin aufmerksam dabei und denke auch nicht soviel an anderes. Einzige Störung: nach der Meditation macht die Sprecherin gleich Werbung für ihre Crowdfunding Kampagne und ich werde komplett aus meiner Entspannung gerissen. Total uncool! 

Tag 4: Ich habe mir eine App runtergeladen, die nach einer von mir gewählten Zeit los-gongt. Also sitze ich heute mal 15 Minuten ohne Anleitung da, einfach nur in Stille. Mein Bein schläft ein. Draußen ist Vollmond. Versehentlich habe ich mein Handy mit meiner Boom-Box verbunden, so dass der Gong am Ende in ohrenbetäubender Lautstärke losscheppert. Vor lauter Schreckt mache ich fast einen yogischen Hüpfer im Schneidersitz. Alter Schwede! Aber immerhin bin ich wieder richtig wach!

 

Foto: mindfulness.com

Tag 5: Ich bleibe bei der Meditation in Stille mit Gong. Anfangs atme ich jeweils vier Schläge ein, halte vier, atme vier Schläge aus. Das habe ich mal so im Yoga gelernt und die letzten Tage wurde deutlich, dass mir das Atmen am Anfang hilft runterzukommen. Irgendwann interessiert mich, wie lange ich schon geatmet habe und schmule auf den Wecker. Drei Minuten! Zu schmulen ist bestimmt nicht erlaubt. Schuldbewusst schließe ich wieder die Augen. Meine Gedanken kreisen. 

Ich finde, mein Geist ist mit einem hyperaktiven Kind vergleichbar, dem man mit ausgeklügelten Angeboten kommen muss, damit es fokussiert bleibt. Vielleicht kann ich es einfach mal mit einem Mantra beschäftigen? Das versuche ich morgen. Erste Ideen für Mantren wären: „Ich liebe und akzeptiere mich so, wie ich bin“ oder „Ich bin mit mir verbunden“. Mal gucken, was sich morgen am besten anfühlt.

Tag 6: Das mit den Mantren klappt nicht so richtig. Die sind beide viel zu lang und holpern in meinem Kopf. Ich probiere etwas herum, aber nichts flowt.

Tag 7: Gerade haben wir unsere Workation-Wohnung im Allgäu fest gebucht. Ich bin völlig aus dem Häuschen und könnte vor lauter Vorfreude einfach nur tanzen, statt still zu sitzen und zu meditieren. Na gut, Challenge ist Challenge! Aber passen tut es mir nicht. Danach fühle ich mich trotzdem erholter.

Woche 2: Wo ist eigentlich der Unterschied zu einem Entspannungsbad?

Tag 8: Mein Kopf ist heute unglaublich schnell. In den 15 Meditations-Minuten plane ich eine komplette Messe für die Arbeit durch und schreibe im Geiste noch eine Bekräftigungsmail an die Geschäftsführung, um sie von meinen neuen Ideen zu überzeugen…

Und: ich stelle fest dass ich meinem Handy viel zuviel Aufmerksamkeit schenke. Im Alltag gucke ich ständig grundlos drauf und checke Mails, WhatsApp oder Social Media. Als würde ich etwas verpassen! Das würde ich nur allzu gern einschränken. Dadurch gelange ich hoffentlich auch zu mehr Ruhe.

Tag 9: Heute hatte ich einen anstrengenden Arbeitstag und gönne mir danach ein heißes Bad zur Entspannung. Als ich so die Augen schließe und durchatme frage ich mich, ob das jetzt auch schon Meditation ist? Und wenn nicht, wo liegt dann eigentlich der Unterschied zur Meditation? Später am Abend gebe ich meinem Mann Reiki und gerate dabei ebenfalls in einen tiefen Entspannungszustand. Das fühlt sich auch sehr meditativ an. Was ist also die Definition von Meditation? Hab ich mein Meditationssoll heute also mit dem Bad und dem Reiki schon erfüllt?

Tag 10: Heute war ich in der Staatsoper und bin spät nach Hause gekommen. In der Pause haben meine Freund:innen und ich mit einem Glas Crémant angestoßen. Da ich fast nie Alkohol trinke, fühle ich mich davon bereits beschwipst. Kann man mit einem Schwips noch in Meditation versinken? Bestimmt ist das nicht der Idealzustand. Ich mache es dennoch, der Challenge wegen. Dann aber wenigsten im Liegen mit einer geführten Meditation, ich hab heute schon genug gesessen. 

Tag 11: Heute passiert nichts besonderes. Ist doch auch mal schön.

Tag 12: OMG, ich habe nicht meditiert!! Erst haben wir lange bei der Wohnzimmersession zusammen gesessen und musiziert, dann sind wir stundenlang mit dem Zug in den Norden fahren, um mit der Familie noch bis spät abends zusammen zu sitzen, zu essen und zu erzählen – ich hab es schlichtweg vergessen. Upsi.

Tag 13: Wir sind zu einem Familienfest eingeladen, sammeln tausend Eindrücke. Meditation tut da bestimmt gut. Es ist schon 22 Uhr als ich damit beginne. Mein Mann spielt neben mir Nintendo Switch und ich höre die ganze Zeit das Klick-Klick-Klick von den Tasten. Da muss ich bei mir bleiben. Ich merke, dass ich in den Wahrnehmungsmodus umschalte: ich bin nicht mehr die Gefühle, sondern beobachte sie. Das fühlt sich sehr erholsam an!

 

Tag 14: Viel zu spät kommen wir nach einem Tag in Hamburg wieder zuhause an. Ich bin unglaublich müde. Als ich eigentlich schon das Licht ausschalten möchte, fällt mir noch kurz vor knapp ein, dass ich meditieren muss. Ich setze mich im Bett aufrecht hin und lege los. Auf der weichen Matratze kippe ich immer etwas nach hinten. Um mich aufrecht zu halten muss ich Muskeln anspannen, die ich sonst offenbar selten benutze. Voll anstrengend. Und doch: etwas hat sich verändert. Nachdem ich meine Atemübungen gemacht habe spüre ich ein Pulsieren im ganzen Körper – und vor allem außerhalb meines Körpers. Wenn es eine Aura gibt, dann ist sie das bestimmt gerade, die sich energetisch anfühlt. Ist das Zufall oder jetzt jeden Abend so?

Woche 3: Meditations-Glow und digital Detox!

Tag 15: Die Meditation scheint mir wie ein Pflichtprogramm und ich kann es kaum erwarten zu schlafen. Kein energetisches Pulsieren heute. Ist wahrscheinlich alles tagesformabhängig.

Tag 16: Als ich diese Challenge ausgerufen hatte, wollte ich beobachten, wann ich im Alltag bewusst und achtsam mit mir selbst bin und wann nicht. Nun habe ich eine interessante Erkenntnis gewonnen. Ich bin bisher einem Denk-Fehler aufgesessen: ich dachte, dass ich mich nach einem anstrengenden Tag mit Fernsehen belohnen kann und dass mir das hilft zu entspannen. Ich schalte die Kiste an, damit ich abschalten kann. Wenn ich jedoch ganz ehrlich zu mir selbst bin, dann merke ich, dass es mir nach sieben bis acht Stunden Arbeit an einem kleinen Computer-Bildschirm viel zuviel ist nach Feierabend weiterhin auf einen Bildschirm zu schauen. Ich bin damit sensorisch komplett überfordert, ich kann nichts mehr aufnehmen und verarbeiten. Meine Sinne können nicht mehr. Das lasse ich als Erkenntnis einfach mal ein bisschen in mir gären.

Tag 17: Ich beschließe wieder mehr zu lesen, statt zu
netflixen. Gut ist auch mich als Ausgleich zu bewegen, damit ich nicht
das körperlose Wesen bleibe, das tagsüber nur ein wenig die Finger zum
Tippen bewegt und sonst nichts. Als ersten Schritt kündige ich zwei
unserer Streaming-Dienste und machen morgens vor der Arbeit einen langen
Spaziergang durch den Wald. Man, tut das gut! Als besondere Belohnung
für mein frühes Aufstehen sehe ich kurz einen wunderschönen Eisvogel
neben mir her fliegen. Das ist soviel besser als Netflix.

 

Foto: Henk van Dorp

Tag 18: Mein Mann sagte mir gestern, ich hätte einen Glow vom Meditieren. Er habe es von der Tür aus durch das Halbdunkel des Zimmers sehen können. Wow! Vielleicht sollte ich meine Meditations-Praxis in den Morgen verlegen, damit tagsüber mehr Leute von meinem Glow profitieren. 😉

Tag 19 bis 21: Migräne knockt mich aus und ich mache eine Meditationspause, schlafe tagsüber stundenlang und warte, bis endlich alles vorbei ist. Ich kenne diesen Zustand schon. Als es mir besser geht frage ich mich: hab ich es richtig gemacht? Sollte man bei Krankheit aussetzen oder gerade dann eben doch meditieren? Immer noch soviele Fragen!

Woche 4 – der Endspurt!

Tag 22: Ich muss mich heute sehr zur Meditation aufraffen. Aber ich mach’s.

Tag 23: Nur 15 Minuten am Tag – und man findet dennoch immer gute Gründe es nicht zu tun! Ich gebe mir einen Ruck.

Tag 24: Ein zwölfstündiger Messe-Tag liegt vor mir. Totaler Overkill. Meine Kollegin und ich treten im regenbogenfarbenen Einhorn-Kostüm auf, werden dafür mit vielen lächelnden Gesichtern beschenkt und sprechen gefühlt mit hunderten Menschen, die sich für die Arbeit in unserem sozialen Träger interessieren. Alles bringt viel Spaß. Gleichzeitig bin ich immer noch völlig unter Strom, als ich endlich Feierabend mache und sehne mich förmlich nach der Meditation, der Stille und dem bei-mir-sein.

Tag 25: Es ist der perfekte Sonntag! 🙂 Erst schlafe ich aus, trinke einen frischen Kaffee, schaue dabei über die Felder, frühstücke, mache eine Fahrradtour, gehe zu unserem Lieblingsitaliener, gucke einen schönen Film. Am Ende meditiere ich noch. Das krönt den Tag mit einem abschließenden Wohlgefühl.

Tag 26: Ich fühle mich beim Meditieren wie eine Königin. Schön, leuchtend, völlig bei mir. Ist das der Glow, den mein Mann letztens an mir wahrgenommen hatte? Vielleicht liegt das Gefühl auch darin begründet, dass ich meinen Vorsatz wahr gemacht habe auf Medienkonsum zu verzichten? Oder an allem zusammen. Ich habe heute jedenfalls keine Minute genetflixt, sondern gekocht, Musik gehört und gelesen. Ganz früh, noch vor der Arbeit, wieder einen langen Morgenspaziergang gemacht. Mir scheint, das alles trägt Früchte: ich bin deutlich ausgeglichener.

Tag 27: Mir fällt wieder ein, dass ich es doch mal mit einem Mantra probieren wollte. Innerlich experimentiere ich mit den Worten „Liebe“ und „Frieden“ und lasse deren Wirkung sich entfalten. Für mich hat das eine große Kraft. Das möchte ich künftig wiederholen.

Tag 28 bis 30: Der Abschluss meiner 30 Tage Meditations-Challenge verläuft ruhig. Ich setze mich jeden Tag hin, schließe die Augen, atme und meditiere. Ich mache mein Ding und denke nicht mehr groß drüber nach. Es läuft – mal weniger, mal mehr, aber es läuft. Und das ist ein schönes Gefühl.

Fazit

Wahnsinn, wie schnell die 30 Tage Meditations-Challenge um ist! Wie steht es inzwischen mit meinem Versprechen, mich mit mir selbst zu verbinden? Ich würde sagen, dem bin ich auf jeden Fall näher gekommen. Die Meditationspraxis allein war es vielleicht nicht, die diesen Effekt gebracht hat. Jedoch hat alles zusammen eine große Kraft gehabt. Das digital Detox, das Lesen, die Spaziergänge waren für mich ebenso wichtig. Und wenn ich danach ausgeglichener bin und meinen Meditations-Glow pflegen kann – umso schöner.
 
Und yay, ich habe eine Routine entwickelt! Darüber freue ich mich besonders. Das hatte ich zwar anfangs nicht formuliert, aber mir ehrlich gesagt ein wenig erhofft. Ich mache auf jeden Fall weiter mit dem täglichen Sitzen in Stille. Schließlich sind noch soviele Fragen offen geblieben und vielleicht finde ich mit der Zeit noch die Antworten darauf. Spannend wäre eventuell auch ein Interview mit einer Person, die sich mit Meditation auskennt. Ein Expert:innen-Interview. Dann werde ich sie mit allem löchern und natürlich auch das wichtigste herausfinden: ob man sich denn nun während der Meditation an der Nase kratzen darf oder nicht! 😉 

 

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Katrin Gerke

    Vielen Dank für deinen sehr anschaulichen Bericht! Gerade deine ganz persönlichen Gedanken und Gefühle, deine Rückschläge und Erkenntnisse haben mich fasziniert.
    Ich wollte schon immer regelmäßig meditieren. Ich glaube, ich mache auch eine 30/Tage-Challenge, du hast mich motiviert!

    1. Vanessa Randau

      Wie cool!! Ich bin total neugierig, was du erlebst, vielleicht magst du deine Erfahrungen am Ende ja auch teilen! 🙂 Eine tolle Zeit und liebe Grüße, Vanessa

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