Was ist eine Workation?

 

Workation [wœːɐ̯ˈkeɪ̯ʃən], die.

Neologismus. Bezeichnet die Verbindung von Arbeit (engl. work) und Urlaub (engl. vacation) an einem nicht-alltäglichen, attraktiven Ort.

 

 

Das Nützliche mit dem Schönen verbinden

Fast immer, wenn ich von unserer geplanten Workation erzählte, sah ich den Leuten ihr großes Fragezeichen auf der Stirn an: Was ist eine Workation? Nun, der Begriff setzt sich zusammen aus den beiden englischen Wörtern work und vacation, also Arbeit und Urlaub. Man verbindet also das Nützliche mit dem Schönen. So ist es möglich für eine längere Periode an einem tollen Ort zu sein, ohne auf das monatliche Einkommen zu verzichten. Auch Urlaubstage muss man nicht dafür einsetzen. Eine Workation kann ein paar Tage dauern oder auch für längere Zeit angesetzt sein. Sie kann einzeln, von Paaren oder auch von einer Gruppe umgesetzt werden.

In meinem Fall bedeutete die erste Workation meines Lebens: ganze 9 Wochen in Südfrankreich, genauer gesagt in der Provence, gemeinsam mit meinem Mann. Nur 100 m vom Meer entfernt, in einer kleinen, stylischen Maisonette-Wohnung mit Palmen im Garten und Durchschnittstemperaturen von über 20 Grad bis in den Herbst hinein. Bei einer vier-Tage-Woche am Laptop und drei Tagen Freizeit an den verlängerten Wochenenden. Die Vorfreude darauf war riesig.

Workation: unser Homeoffice in der Provence

Workation als neue Währung in neuen Arbeitswelten

Urlaub und Arbeit sind zwei Dinge, die sich bislang weitestgehend ausgeschlossen haben. Nun ziehen sie als erfolgreiches Doppel in die neuen Arbeitswelten ein, das Modell wird vor allem seit Corona immer populärer: nachdem in vielen Branchen mehr Homeoffice möglich geworden ist, sind die Wege zu einer Workation offener denn je. Nicht nur „klassische“ Tech-Nomaden, wie Blogger:innen, Programmierer:innen, etc. kommen inzwischen auf die Idee Urlaub und Arbeit miteinander zu verbinden, sondern z.B. auch viele Verwaltungsberufe, wie Buchhalter:innen, Personaler:innen. Eben all jene Berufsgruppen, die durch Corona von der Digitalisierungswelle profitiert haben und für die 100% remote vorher vielleicht gar nicht denkbar gewesen wäre.
 
In Zeiten des Fachkräftemangels lassen sich Leitungen außerdem zunehmend auf solche Arten nicht-finanzieller Zuwendungen ein. Auf die Frage, wie man neue Mitarbeiter:innen nicht nur werben, sondern auch binden kann, kann es ein Teil der Antwort sein solche Arbeitsmodelle anzubieten. Bei mir zumindest ist es so, dass ich über die einschlägigen sozialen Netzwerke mehrmals im Monat Job-Anfragen aus anderen Unternehmen bekomme, aber meist denke: das Gesamtpaket, das mir mein jetziger Arbeitgeber bietet, müssen die erstmal toppen. Bislang hat das noch niemand geschafft. Ein Grund dafür ist, unter vielen anderen, dass ich die Erlaubnis und das Vertrauen bekam bei einer Workation quasi über den Teller- bzw. Laptoprand hinaus gucken zu dürfen. Die Treue zu meinem Arbeitgeber hat das deutlich gestärkt.

 

Über den Laptoprand hinaus gucken

Wenn du über längere Zeit ins Ausland gehst hast du die Chance persönlich und ggf. auch fachlich zu wachsen. Arbeitest du in einem internationalen Unternehmen, so kann es interessant sein, den eigenen Schreibtisch – je nach Gegebenheit natürlich – zu den Kolleg:innen nach Irland, Portugal oder in die Schweiz zu verlegen, um sich auszutauschen und Arbeitsprozesse besser kennenzulernen. Vielleicht wird dort ganz anders gearbeitet und ihr könnt euch gegenseitig inspirieren. Und Anschluss hast du dadurch auch noch gleich.
 

In jedem Falle jedoch bietet eine Workation guten Nährboden um persönlich zu wachsen. Während meiner Studienzeit habe ich es verpasst ein Erasmus-Semester einzulegen. Deswegen war es mir so wichtig die Chance zu nutzen genau jetzt, mit über 40 Jahren, noch einmal über längere Zeit ins Ausland zu gehen. Mich in einem fremden Ort zu orientieren, der später zu „unserem“ Ort an der provençalischen Küste wurde, die französische Kultur so intensiv kennenlernen zu dürfen, vor allem auch im Alltäglichen, himmlische Creme Caramel au Beurre salé zu entdecken, mir vom Mistral die Haare verwehen zu lassen, mich auf die Mentalität der Menschen einzuschwingen und letztlich mein eingerostetes Schulfranzösisch aufzupolieren hat mich gleichzeitig gefordert und bereichert.

Mein Learning: C’est la vie!

Ich nehme wahrscheinlich sehr viel mehr Erfahrungen mit, als ich je in einem zweiwöchigen Urlaub hätte sammeln können. Und viel gelernt habe ich auch noch, auch für alle kommenden Workations, die ich hoffentlich erleben darf. Beispielsweise, dass Überstunden besonders hart sind, wenn neben einem der neue Schnorchel liegt und die Côte Bleue draußen fröhlich glitzert. Und dass man, um die Zeit voll auskosten zu können, mit einem positiven Mindset antreten sollte. Schlussendlich auch, dass man fast jeder Situation mit einem entspannten „C’est la vie“ begegnen kann, vor allem im Straßenverkehr oder bei Technik-Problemen.

Allen, die mit einer Workation liebäugeln und überlegen aus der Komfortzone hinaus in den „Where-Magic-happens“-Bereich zu springen, möchte ich aus meiner Erfahrung heraus sagen: nimm alle Bedenken, vielleicht sogar handfeste Ängste mit und spring trotzdem. Es könnte sich lohnen. Denn vielleicht wartet auch auf dich irgendwo ein Glas Creme Caramel au beurre salé, um dir das Leben zu versüßen.

Kontakt

Du hast Fragen, Kritik, Anregungen? Dann schreib mir eine Nachricht!

Inhalte

Follow me
(Coming soon)